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Bericht über die aktuelle Situation der Fudeconec

Aktuell betreibt die Fudeconec eine Schule, in der die Schüler den Kindergarten, die Grundschule „Gran Mandamiento“ und das Gymnasium „Nuevo Cielo“ besuchen können. Da sich das ecuadorianische Schulsystem deutlich vom Deutschen unterscheidet, lassen sich die Bezeichnungen Kindergarten, Grundschule und Gymnasium nicht eins zu eins übernehmen. Denn der Kindergarten dauert hier zwei Jahren, worauf die Grundschule folgt, die die Schüler von der zweiten bis zur siebten Klasse besuchen und erst ab der achten Klasse beginnt das Gymnasium. Zu dem wöchentlichen Schulbetrieb wird sonntags ein Erwachsenenbildungsprogramm angeboten. Hier können die Erwachsenen ihr Abitur nachholen, sowie ihre gesamte Schulbildung, was häufig das Erlernen von lesen und schreiben beinhaltet. Laut Dokumenten liegt die Anzahl aller Schüler momentan bei 230, wovon 47 den Kindergarten besuchen, 102 Schüler die Grundschule, 23 das Gymnasium und 54 der 230 Schüler nehmen am Erwachsenenbildungsprogramm teil. Da die ecuadorianische Bürokratie allerdings nicht so stark ausgeprägt ist wie in Deutschland und man sich auf die Dokumente nicht hundertprozentig verlassen kann, ist es schwierig die Zahl der Schüler eindeutig festzulegen. Vermutlich schwankt sie in der Realität um mehr oder weniger zehn Schüler. Da täglich sehr viele Schüler fehlen, häufig für mehrere Tage oder sogar Wochen, ist es auch schwer möglich die Anzahl der Schüler in den Klassenräumen abzuzählen. Deshalb sind die 230 Schüler ein ungefährer Wert, der der Realität nahe kommt.

Im August 2011 lagen die Schulgebühren für Kindergarten und Grundschule bei acht Dollar pro Schüler und Monat. Ab dem Gymnasium wird ein monatlicher Betrag von zehn Dollar pro Schüler verlangt. Eine staatliche Regelung besagt, dass Familien mit drei Kindern, für ein Kind vom Schulgeld befreit wird, wenn alle drei zur gleichen Zeit die Grundschule besuchen. Dieser Fall der Befreiung trifft momentan auf 19 Schüler zu. Der Staat kommt für dieses fehlende Geld jedoch nicht auf. Dies ist allerdings nicht das einzige Geld, dass in der Kasse der Schule fehlt, denn insgesamt ein gutes Drittel aller Schüler bezahlen das Schulgeld nicht rechtzeitig, oder in den meisten Fällen überhaupt nicht. Von dem Schulgeld werden lediglich die geringen Nebenkosten und die zehn Lehrer bezahlt, die aktuell für die Schule der Fudeconec arbeiten. Bei einem Lohn von monatlich 120 Dollar, und Nebenkosten von ungefähr 25 Dollar, wäre die Schule nicht in Geldnot, könnten alle Schüler die Schulgebühren regelmäßig bezahlen.

Der Staat hat neue Auflagen gestellt, die bis zum April 2012 durchgeführt werden müssen, damit die Schule der Fudeconec noch weiterhin als Schule bestehen darf. Das bedeutet, es muss eine neue Eingangstür eingebaut werden (wurde im September durch Spendengelder errichtet) und die Toiletten müssen renoviert werden. Hier muss durch ein Pumpsystem eine Wasserleitung gelegt werden, um fließendes Wasser zu haben. Außerdem muss der Innenhof, zwischen den Klassenräumen betoniert, sowie eine Mauer errichtet werden, die die Begrenzung der Schule darstellen soll. Momentan wird das Grundstück der Schule auf einer Seite durch Wellblech begrenzt. Auch die Ausstattung der Klassenräume muss verbessert werden. Hierfür werden neue Schulbänke benötigt. Zu all dem fordert der Staat, dass jede Schule einen Computerraum besitzt, wofür zum einen die Geräte angeschafft werden müssen, zum anderen auch Stromleitungen gelegt werden müssen. Insgesamt belaufen sich die Kosten für all diese Erneuerungen auf über 5500 Dollar die Lerry Medina zum größten Teil durch Spendengelder aufbringen kann. Ein weitaus größeres Problem stellt der Mindestlohn von monatlich 240 Dollar für die Lehrer dar, der ebenfalls ab April 2012 verpflichtend ist. Zum Lohn kommen Sozialversicherung, Urlaub und einige Kosten mehr, die von der Schule für die Lehrer bezahlt werden müssen. Um diese laufenden Kosten begleichen zu können, sollen die Schulgebühren ab April 2012 von acht Dollar beziehungsweise zehn Dollar, auf 15 Dollar pro Monat für alle Schüler, egal ob Kindergarten oder Gymnasium, erhöht werden. Diese Erhöhung wird vermutlich zur Folge haben, dass noch mehr Schüler das Schulgeld nicht bezahlen können. Um die Schule trotzdem weiterhin zu erhalten, will die Fudeconec nur noch mit sechs statt zehn Lehrern arbeiten, um hier Kosten einzusparen. Das bedeutet zukünftig wird eine Klasse aus ungefähr 30 Schülern bestehen, was sich gewiss negativ auf den Lernerfolg der Schüler auswirken wird, da das Lernklima bereits bei 15 bis 20 Schülern pro Klasse, verglichen mit deutschen Verhältnissen, extrem schlecht ist.

Um die Lernsituation aufrecht erhalten beziehungsweise verbessern zu können und keine Schüler vom Unterricht ausschließen zu müssen, weil sie die Schulgebühren nicht bezahlen können, hat die Fudeconec ein neues Projekt ins Leben gerufen. Hierbei sollen Paten gefunden werden, die die monatlichen Schulgebühren der ärmsten Schüler übernehmen. Ob sich hierfür Spender finden lassen ist fraglich, da die Fudeconec mit ihrem geringen Bekanntheitsgrad nicht die Möglichkeiten besitzt. Außer Freunde und Bekannte, welchen das Projekt bekannt gemacht wird, werden sich wohl wenig fremde Menschen überzeugen lassen, eine Patenschaft zu übernehmen.

Wie schlecht die Chancen für die Schule stehen, ist schwer abzuschätzen. Die Erneuerungen, die gemacht werden müssen, sind auf jeden Fall umsetzbar. Zwar ist die Fudeconec dabei komplett auf Spendengelder angewiesen, es handelt sich jedoch um eine einmalige Summe, die von vielen Seiten zusammengetragen wird. Ein weitaus größeres Problem stellen die laufenden Kosten dar, die in 2 Zukunft auf die Schule zukommen werden. Das ist zum einen der höhere Lohn der Lehrer, Sozialversicherung und bezahlte Urlaustage, zum anderen aber auch die Stromrechnung, die Wasserrechnung, Reparaturarbeiten an den Computern, Internet und vieles mehr. Bei der momentanen Situation, ist es unvorstellbar, wie diese zusätzlichen Kosten bewältigt werden können, ohne regelmäßige Einkünfte wie das Schuldgeld. Sicher ist aber, dass die Schule im Balerio Estacio benötigt wird. Laut Lerry Medina stellt der ecuadorianische Staat Schulplätze für 45% aller schulpflichtigen Kinder. Das bedeutet mehr als die Hälfte der Kinder haben keine Chance staatliche Schulen zu besuchen. Zum einen weil sie das vorgeschriebene Einschulalter bereits überschritten haben, zum anderen weil sie schlichtweg „zu spät“ kamen, im Kampf um einen der begehrten Schulplätze. Nicht zu vergessen ist die Korruption. Die Familien die im Balerio Estacio wohnen, haben nicht die Möglichkeiten, ihren Kindern einen Schulplatz in einer staatlichen Schule zu erkaufen. Die einzige Alternative für diese Schüler ist der Besuch einer privaten Schule. Diese zeichnen sich jedoch häufig als Eliteschulen aus mit immensen Schulgebühren. Auch hiervon werden die Kinder, die in der Armut leben, ausgeschlossen. Somit bleibt für die Kinder des Balerio Estacios oder anderer Armutsvierteln nur Schulen, wie die der Fudeconec, um eine Schulbildung zu erhalten.

Zu all dem gehört der Fudeconec ein Stück Land in der Provinz Los Ríos, wo Lerry Medina Landwirtschaft betreiben möchte. Die angebauten Produkte möchte er auf dem lokalen Markt verkaufen, um mit diesen zusätzlichen Einnahmen die Schule finanziell unterstützen zu können. Der Plan ist, die Schule durch dieses Agrarprojekt in einigen Jahren alleine zu unterhalten. Momentan fehlt noch das Kapital um das Land landwirtschaftlich nutzen zu können. Dafür muss die Bank einen Kredit von 40.000 Dollar genehmigen, zusätzlich zu dem Kredit von 36.000 Dollar, den Lerry Medina bereits zum Kauf des Landes aufgenommen hat. Nach seinen Berechnungen soll diese Summe von insgesamt 76.000 Dollar in vier Jahren abbezahlt sein. Danach sollen alle Gewinne in die Schule fließen.

Balerio Estacio

Im Viertel Balerio Estacio hat in den letzten vier Monaten ein gewaltiger Wandel stattgefunden. Von der Hauptstraße aus führt nun eine geteerte Straße an der Schule der Fudeconec vorbei. Auf dieser Straße verkehren regelmäßig, alle Arten von öffentlichen Verkehrsmitteln. Mehrere Buslinien, sowie Motorradtaxis passieren die Schule im Minutentakt. Formelle Taxis sind jedoch selten, da die Taxifahrer auf Grund der Gefahr, diese Gegend meiden. Allerdings sind auch einige informelle Taxis unterwegs, die von den Einheimischen problemlos genutzt werden können. Insgesamt kann die Schule schnell und problemlos erreicht werden. Diese Verbesserung des Anschlusses des Balerio Estacio kommt durch den Neubau eines staatlichen Gymnasiums, das hier vor vier Monaten eröffnet wurde, genau auf der anderen Straßenseite der Schule der Fudeconec. Zudem wurden 3 Stromleitungen errichtet und die Schule der Fudeconec bezieht inzwischen legalen Strom, der momentan allerdings nur für die Schulglocke benutzt wird. Zwar sind bis heute noch keine Wasserleitungen in Planung, die Wassertransporter kommen jedoch mehrmals täglich, um die Einwohner mit Wasser zu versorgen. Hierfür hat die Schule einen großen Wassertank gebaut, damit es später, wenn die Toiletten renoviert sind, hier durch Pumpen fließendes Wasser gibt. In allen anderen Bereichen hat sich das Balerio Estacio sehr zum positiven entwickelt, was vermutlich der natürlichen Entwicklung der Zeit zu zuschreiben ist. Es ist ein Arzt im Viertel vorhanden, eine weitere staatliche Schule, jede Menge Tiendas und an jeder Ecke gibt es ein Internetcafé oder einen Callshop. Sogar die Müllabfuhr verkehrt regelmäßig an der neu errichteten Straße, was jedoch den Müll, der am Straßenrand liegt nicht reduziert.

Zukunft

Sollte für die Fudeconec keine weitere Möglichkeit mehr bestehen, die Schule am Leben zu erhalten, soll aus der Anlage eine Art Gemeindezentrum entstehen, mit Beratungsstellen, zum Beispiel Drogenberatung, oder ein Treffpunkt für Veranstaltungen.

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